Der Kulturkampf um die Maske
Was machen wir hier eigentlich? — Eine Betrachtung der hysterischen Situation
Dieser (kurze) Artikel ist der ungeplante Fünfte in einer Serie nach meinem Rant gegen die Medien, meinem Rant gegen die Politik, dem Artikel über die Maßnahmen und dem Artikel über die bekannten Lösungen in den Zeiten von Corona. Teile sechs und sieben gibts mittlerweile auch — und die aus dieser Artikelserie entstandene Vorbereitung einer Verfassungsbeschwerde ist hier zu finden. —
Zur Einordnung nochmal vorweg: ich bin ein nicht hilfreicher (sagt meine Tochter aktuell) Familienvater aus Hamburg, und wundere mich, in welche Schubladen ich gesteckt werde: vor einiger Zeit war ich noch Teil der linksgrün-versifften Bildungs-Bourgeoisie, aktuell gehöre ich zu meinem Erstaunen und gegen meinen Willen anscheinend zu den Reichsbürgern, Impfgegnern, der AFD, der FDP und den Verschwörungstheoretikern.
Eigene Einschätzung: #Team Püschel #Team Streeck #Team Ioannidis
— Hinweis: Links sind hier nur unterstrichen, nicht zusätzlich farbig —
— Noch ein Hinweis: eigentlich schreibe ich gerade Teil 5 meiner Vorbereitung der Verfassungsbeschwerde. Aber was hier los ist, regt mich auf, und wenn ich mich aufrege, kann ich nicht gut denken. Und für die Verfassungsbeschwerde muss ich gut nachdenken! Also muss ich das hier vorher loswerden: —
Die unwissenschaftlichste ‘’ ’Diskussion’ ’’ der Weltgeschichte
Also ungefähr mindestens seit Galileio vor vierhundert Jahren seinen ‘Dialog (sic!) über die zwei Weltsysteme’ geschrieben hat! — WTF!
Was machen wir hier gerade? — Sind wir noch zu retten?
- Entscheidungsmodelle für komplexe Krisensituationen bei nicht ausreichender Faktenlage (z.B. FORDEC aus der Luft- und Raumfahrt)?
— Nie von gehört.
— So neu und schon wieder weg.
— Komplexität? Viel zu kompliziert!
- Menschen- und Grundrechte?
— Stören bei der Rettung der Welt.
— Ein Verschörungstheoretiker!
— Ein Corona-Leugner!
— Kinder, geht mal baden, wir brauchen die Rettungsboote für uns!
‘Selbstverschuldete Unmündigkeit’ ist hier das zentrale Wort bei Kant — reicht das an Beispielen? Ich hoffe es, denn von der Aufklärung bis Aristoteles mit
- dem Menschen als Zoon Politikon, als gemeinschaftsbildendes Wesen, das ohne sein Gegenüber nicht existieren kann
ist es noch ziemlich weit.
Wir befinden uns in einer zeitlosen, bezugslosen und jeder Hinsicht maß-losen Zeitblase. Von mir aus sogar: geschichtslosen Blase.
Wir bewegen uns gerade im atemberaubenden Tempo von ca. einem Jahrhundert pro Monat rückwärts durch alle Errungenschaften der Menschheitsgeschichte!
Ist es wirklich so schlimm?
Ja! Denn die Antwort ist ganz einfach: wie wäre denn der eigene Blick auf das Leben heute im Februar gewesen? Oder im Herbst 2019?
Bei dem Schriftsteller Marcus J. Ludwig klang das bis vor kurzem sehr lesenswert so [Der Text ist mittlerweile vom Netz in sein neues Buch umgezogen]:
“Werfen wir aus neu-normaler Perspektive einen Blick auf die alte Normalität, so müssen wir zugeben: Wir hätten alle Jahre zuvor schon jeden Todesfall in einem Altenheim zählen und in der Tagesschau veröffentlichen können, und wir könnten es fortan immer weiter so handhaben. Das heißt: wir können es eben nicht, denn wir werden feststellen müssen, dass wir so nicht leben können. […] Wenn wir jeden Tag alle verstorbenen Deutschen zu einem Leichenberg auftürmen und das dann in Sondersendungen und Brennpunkten tränenreich zelebrieren, drehen wir durch. Es sterben jeden Tag — Corona hin oder her — etwa 2500 Menschen in Deutschland, jeden Tag allein 900 Menschen in deutschen Altenheimen. […]
Was sagt unser Umgang mit dem Coronavirus über unsere Mentalität aus? […] Denn wenn wir unsere Ängste, unsere Blindheiten, Hysterien und Konformitätssüchte nicht in den Griff kriegen, dann wird es mit der Menschheit weiter rapide bergab gehen. Schneller als durch jede Klimakatastrophe, jeden Weltkrieg und jeden Killervirus werden weitere Lockdownmaßnahmen im Verbund mit der freiwilligen Lähmung des menschlichen Lebens zum Absterben des menschlichen Lebens führen. […]
„Corona“ ist wie alle seltsamen Entwicklungen der letzten Jahre in erster Linie ein Zeitgeistproblem, das auf der Ebene rationalen Entscheidens, bösen Willens und politischen Versagens nur unzureichend erklärt werden kann. […]
Noch nie war eine Bevölkerung so zweifellos überzeugt von der Richtigkeit ihrer Entscheidungen. Ja, ihrer Entscheidungen. Man wird die Konsequenzen des Corona-Irrsinns nicht allein den Politikern anlasten können. Die Menschen wollten es. Diesmal wollten sie es wirklich. 90 Prozent mindestens wollten die Menschheit in den Abgrund taumeln lassen, sie […] wollten Kinder bleiben, sie wollten nicht wissen, was sie hätten wissen können, sie wollten denkfaul und feige und unmündig sein. Diesmal ist nicht Merkel schuld, nicht Trump, nicht die EU, nicht die AfD. Auch nicht Bill Gates. Die Schafe sind selbst schuld.Können wir je wieder Menschen sterben lassen?
Wie wird es weitergehen? Ich fürchte: katastrophal. Aus der Entscheidung, die Infektionskrankheit Covid-19 so zu handhaben, wie wir es tun, folgt das Eingeständnis, dass wir in früheren Zeiten offenbar immer falsch gehandelt haben, grausam, mindestens leichtfertig. Wir hätten — neu-normal gesehen — niemals, in keinem Grippejahr zuvor, einfach mal so zehntausend, zwanzigtausend Menschen sterben lassen dürfen. Nach den Maßstäben, die wir seit Corona anlegen, hätten die Regierungen in Bund und Ländern niemals zulassen dürfen, dass Menschen mit Viren in Kontakt kommen und an den dadurch ausgelösten Krankheiten sterben. […]
Wenn wir ernsthaft das Ziel verfolgen, jeden vermeidbaren Tod — koste es, was es wolle — tatsächlich zu vermeiden, dann sind wir am Ende, dann sterben wir aus.”
[Aus: ‘Die Schuld der Schafe’ im Blog ‘Flügel und Pranke’]
Das Leben, die gesellschaftliche Situation heute wäre doch zu lachhaft bizarr gewesen, um neulich oder damals überhaupt auch nur als Verschwörungstheorie durchzugehen.
A pro pos Verschwörungstheorien, ich hab auch eine:
Die Verschwörung der Medien
Irgendetwas ist zwischen diesem Spiegel-Artikel hier
Gerd Antes, ‘DER Medizinstatistik-Experte in Deutschland’ und Mitbegründer des Netzwerks Evidenzbasierte Medizin kritisiert das deutsche Vorgehen in der Corona-Krise ernergisch. [Der Spiegel, Interview vom 31. März]
und diesem hier
Die ‘wissenschaftlichsten aller Ärzte’ (vom o.g. Netzwerk) geben ‘gefährliche Empfehlungen’ und spielen ‘mit falschen Argumenten Corona-Leugnern’ in die Hände. [Der Spiegel, Wissens-Newsletter vom 19. Sepember]
beim ‘Spiegel’ passiert…
Beim Netzwerk evidenzbasierte Medizin ist jedenfalls nichts ‘passiert’, die Stellungnahmen vom April und vom September sind sehr konsistent und bauen inhaltlich stimmig aufeinander auf.
Und auch irgendetwas ist zwischen diesem Text hier
‘Der Staat setzt die Menschen einem Experiment mit völlig ungewissem Ausgang aus. Mit atemberaubender Geschwindigkeit und mit einer erschütternden Bereitwilligkeit seitens der Bevölkerung werden Rechte außer Kraft gesetzt, die in Jahrhunderten mühsam erkämpft worden sind.’ [Süddeutsche Zeitung, Gastkommentar von René Schlott am 17. März]
und dutzenden wie diesem
Zwar ‘mag das Tragen einer Alltagsmaske vielleicht lästig sein, aber […es ist] ein ziemlich milder Eingriff.’ [Süddeutsche Zeitung, Kommentar ‘Es ist Ernst’ vom 16. August]
bei der ‘Süddeutschen Zeitung’ passiert.
Das gleiche bei der Zeit, bei der Frankfurter Allgemeinen, beim DLF, bei ARD, ZDF, und so weiter…
Was ist da passiert? — und warum ist das passiert?
Ist das etwa eine Verschwörung? Oder woher kommt dieser Sinneswandel? Ich finde, die Rechtfertigungslast liegt hier eindeutig bei den Medien, und nicht bei den Menschen!
[Überhaupt ist das ein ziemlich guter — weil allgemeingültiger— Maßstab, um die Qualität von Aussagen, Fornschungsergebnissen und Handeln zu prüfen: die Anzahl der erforderlichen Korrekturen, die Anzahl der Rücknahmen von Aussagen, die Anzahl der 180°-Kursänderungen.
(Die Anzahl!, nicht die 180°-Wendung an sich! Selbst The Lancet hat eine Studie korrigieren müssen — wir reden hier über Wissenschaft!)
Legt man diesen Maßstab an, findet sich ganz oben: John Ioannidis. Dann sicherlich weltweit viele, die ich nicht mal kenne. Dann kommen in Deutschland die Professoren Streeck, Püschel, Antes, etc., das IMVR — Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft, das Netzwerk Evidenzbasierte Medizin, diverse Universitäten und Fachverbände (die medial kaum hörbar waren und sind).
Und dann kommen die, die sich täglich in den Nachrichten finden.
Gefolgt von denen, die uns retten sollen und wollen: die Politik.]
Und während die Lage der Epidemie sich nach den Zahlen insgesamt entspannt, wird die Lage in der medialen Berichterstattung seit März nur schlimmer, prinzipiell niemals besser und wenn doch unvermeidlich mal ein bisschen, dann mit einem ‘aber’, das das ‘besser’ weit überwiegt. Gefolgt von einer Formel, doch an AHA zu denken — Die Zeugen Coronas — .
Gute Nachrichten werden auf Teufel komm raus nicht veröffentlicht.
Beispiele? Bitte:
- Vier Fünftel der infizierten Menschen haben eine gut funktionierende Immunantwort auf SARS-CoV-2
— Studie der TU Tübingen, 16. Juni - Kinder sind keine Verbreiter der Epidemie, sie bremsen diese vielmehr
— Studie der TU Dresden, 13. Juli - Ein Drittel der Bevölkerung verfügt bereits über Kreuzimmunität gegen Sars-CoV-2, entstanden aus “gewöhnlicher Erkältung * ”
— Studie der Charité, 29. Juli - Kinder sind ‘bemerkenswert widerstandsfähig’ gegen Corona (, weil…**)
— nochmal die Studie der Charité, 29. Juli
* Fun Fact: O-Ton Studie: “common cold” — diesen ‘unerhörten’ Bezug zu einem Winterschnupfen zieht wer? Christian Drosten und seine Kollegen!
** …und eine wissenshaftliche Erklärung wird auch gegeben!
[Zitate, wörtliche Übersetzung und Zusammenfassung der Charité-Studie von mir im Abschnitt ‘Juli’ im Artikel ‘Was Wäre die Lösung?’]
Warum bitte sind das keine berichtenswerten Nachrichten?
Und wann, wenn nicht im Jahr 2020, könnte die Menschheit mal gute Nachrichten gebauchen?
Stattdessen wird immer wieder und auf echt widerliche Weise die fehlende Maske wörtlich und konkret mit Mordversuchen gleichgesetzt.
Mit der Folge, das asthmatische oder anderweitig kranke Menschen mit Attest sich trotz ärztlicher Befreiung nicht mehr trauen, die Maske wegzulassen!
Ich hab ein Wort für diese Medien: menschenfeindlich
Hinweis — nötig, weil wir in so bescheuerten Zeiten leben: Dies ist kein Bezug zu Trump und seinem ‘enemy of the people’! Trump ist ein schlimmer Mensch, und ich stimme ihm weder politisch noch in sonst irgendwas zu! [geändert am 21.09., — siehe Leserdiskussion]
Der Kulturkampf um die Masken
Kaum möglich, aber: der irrationalste Teil dieser irrationalen Situation.
Der Stand der Wissenschaft und die scharfe gesellschaftliche Diskussion stehen sich diametral gegenüber.
Wenn ein Coronazi einen Covidioten meint maßregeln zu müssen, ist doch immer noch mindestens ein Stück lebensrettender Stoff zwischen den beiden… — woher also die Wut?
Stand der Wissenschaft bis Ende 2019:
Es gibt keine belastbare Evidenz daß Masken (außerhalb von definierten Situationen im Gesundheitswesen) nützen.
Stand der Wissenschaft erste Jahreshälfte 2020:
Es gibt nach wie vor keine belastbare Evidenz — über das ‘plausibel’ des RKI hinaus — daß Masken (wie oben) nützen, aber ein Stück Stoff im Hamsterkäfig soll das beweisen, und Zeitlupen-Gegenlicht-Videos auf youtube.com zeigen doch die ekelerregenden Corona-Wolken…
Wow.
[Nachtrag vom 21.09.]: Es gibt sogar jemanden, der die Wirksamkeit von Mund-Nasen-Bedeckungen nicht nur nicht plausibel, sondern “reine Spekulation ohne wissenschaftliche Beweise” nennt:
Christian Drosten am 09.09. vor dem Gesundheits-Ausschuß des Bundestags.
Die überhaupt erste belastbare Übersichts-Studie — die wissenschaftlichen Ansprüchen genügt, die seit Jahrzehnten und bis Ende Februar 2020 noch galten — ist vom 03. August:
Wirksamkeit der Maske zwischen 6% und 80%.
Bei richtiger Anwendung, versteht sich. Wie viele schaffen das?
Masken kann man aufsetzen. Darf man aufsetzen, da hat doch niemand was dagegen. Das kann von mir aus jeder Laden-Inhaber verlangen.
Aber dieses hysterische Gezeter? Und die bußgeldbewehrte Pflicht? Und dieser soziale Schaden?
Hab ich kein Verständnis für.
So, ich kümmer mich jetzt weiter um meine Verfassungsbeschwerde.
Gegen die Maskenpflicht.
Leserforum:
[Mein besonderer Service, da man nur mit einem Konto bei medium.com applaudieren und/oder antworten kann: Wer mir seine Meinung geigen möchte, kann das an die Mail-Adresse klage-gegen-corona[@]email.de meiner Verfassungsbeschwerde gerne tun.
Originelles werde ich veröffentlichen. Versprochen]
- 21.09.20:
Ich habe nicht vor, den Text mehrfach zu ändern, aber H.E., V.K. und R.M. (Namen bekannt) weisen mich alle drei darauf hin, daß das Trump-Bashing hier nicht hilfreich ist. — Ich habe den Absatz über ihn abgemildert.