WTF, Digga, oder: Herrgott nochmal! - Teil 2
Vorsätzlich falsche Nachrichten in den Leitmedien
— Fortsetzung des gleichnamigen Artikels vom Mai —
IMMER noch eine Einordnung erforderlich? Na gut: ich bin ein anstrengender (sagt meine Tocher in 2021) Familienvater aus Hamburg, und wundere mich, in welche Schubladen ich gesteckt werde: letztes Frühjahr war ich noch Teil der linksgrün-versifften Bildungs-Bourgeoisie, aktuell gehöre ich zu meinem Erstaunen und gegen meinen Willen anscheinend zu den Reichsbürgern, Impfgegnern, der AFD, der FDP und den Verschwörungstheoretikern.
Eigene abweichende Einschätzung: #Team Ioannidis #Team Crotty
Was ist der Anlass für diesen Text?
Die Zahlen zur Übersterblichkeit 2020 sind in dieser Woche in den Leitmedien angekommen:
Die Aussage der drei Diagramme ist hinsichtlich der Gesamt-Sterbezahlen für 2020 und die Beantwortung der Frage: gibt es durch Corona eine Übersterblichkeit in Deutschland? nicht übermäßig aussagekräftig.
Aber dafür hat man ja auch die Nachrichten wie
- Frankfurter Allgemeine Zeitung:
- Tagesschau:
Dort heißt es: [ab 0:50] “zu diesem Zeitpunkt sind im Bundesschnitt 24% mehr Menschen pro Woche verstorben als in den vergangenen vier Jahren.”
- Süddeutsche Zeitung:
Scheint ja eindeutig zu sein
Stimmt das? Nein.
Die o.g. Leitmedien bedienen sich sehr punktuell aus den Zahlen vom Statistischen Bundesamt und verkaufen diese Auswahl als gesamte Nachricht.
Schauen wir doch mal, wo in dem Diagramm von Destatis die Zahlen zu finden sind, die uns die uns in den Nachrichten präsentiert werden:
Aber die Gesamtaussagen der Nachrichten wie 5 Prozent mehr Tote als 2019, Zahl der Sterbefälle 2020 stark gestiegen und 29% mehr Menschen gestorben stimmen doch trotzdem?
Nein. Nein. Und nochmal: Nein.
Warum nicht?
Jeder dürfte sich an die Alterspyramide erinnern. (Schule, Nachrichten, o.ä.) Diese führt dazu daß derzeit und noch mehrere Jahre lang jedes Jahr mehr Menschen sterben (werden) als im Vorjahr.
Einfach aufgrund der Alterung der Bevölkerung.
Bzw. genauer aufgrund der sehr alten Menschen, deren Anzahl derzeit schneller wächst als die durchschnittliche Lebenserwartung der Bevölkerung.
Hier die Entwicklung seit 2006:
Hier eine Ausschnitt aus dem Diagramm oben um die jährlichen Abweichungen von der Trenlinie besser zu erkennen: [Grundlinie 800.000 statt 0]
Was ist also zu erkennen?
Es sind 2020 3,5%¹ (und nicht 5%, wie die FAZ schreibt) mehr Menschen gestorben als 2019
— weil 2019 ‘besonders’ wenige² gestorben sind
— weil 2020 einen Tag länger³ war als 2019
— weil wegen der Alterspyramide mehr Todesfälle als 2019 zu erwarten waren. So wie die letzten zehn Jahre und länger schon.
Die Zahlen für 2020 liegen richtig — und von 3,5% abweichend— zwischen 0,29%⁴ und 1,24%⁴ über den zu erwartenden Zahlen⁵. Und die Zahlen für 2015 lagen 6,5%⁶ höher als 2014, ohne dass das jemanden erschreckt hat.
¹ 972.155 zu 939.520 = 3,5% Steigerung
² was dazu führte, das es in 2020 überdurchschnittlich viele sehr alte Menschen gab
³ ein Tag mehr bedeutet ca. 2.500 Verstorbene mehr
⁴ aufgrund der regelmäßigen Abweichungen von der statistischen Trendlinie
⁵ Genaue Berechnung der Werte 0,29% und 1,24% in diesem Artikel hier
⁶ 925.200 zu 868.356 = 6,5% Steigerung
Was ist noch zu erkennen?
Die Leitmedien arbeiten hier unlauter und tendentiös — vor Gericht wären das Falschaussagen
Was ist noch zu erkennen?
0,29% bis 1,24% Übersterblichkeit! Siehe oben.
Dem habe ich nichts hinzuzufügen.