Auf dem Weg zum Verfassungsgericht — Teil 6 von 8: Die Epidemiologische Lage (in 16 Diagrammen)
Verfassungsbeschwerde für Dummies¹ — ein Echtzeit-Lehrgang in der Wirklichkeit mit ungewissem Ausgang — Stand 21.02.2020
— ¹ Dummies meint natürlich nicht uns Bürger, sondern bezieht sich auf die berühmte Ratgeber-Serie für Anfänger von Allem —
Dieser Teil 6 sollte die epidemiologische Lage behandeln. In dem Sinne, um im Rahmen der gerichtlichen Prüfung der “Vereinbarkeit [der Maßnahmen] mit den Grundrechten” zu belegen, “welche tatsächlichen Rahmenbedingungen der Coronavirus-Pandemie” vorliegen.
Ein sehr umfangreiches Unterfangen.
Daher teile ich diesen Artikel in die Teile 6.1 bis 6.6 auf, er würde sonst noch unlesbarer als ‘Was wäre die Lösung?’ Jeder Teil hat die Darstellung eines wichtigen Aspekts der epidemischen Lage in Deutschland zum Inhalt. Diese Teile werde ich je nach Fertigstellung und nicht nach inhaltlicher Reihenfolge veröffentlichen. Was bleibt für diesen Artikel? Diagramme zur tatsächlichen Lage, die in der Verfassungsbeschwerde auftauchen werden.
[Zitate oben aus der Entscheidung des BVerfG zu 1 BvR 990/20]
Bisher entstandene und künftige Artikel:
- Teil 1 von 8: Formale Anforderungen
- Teil 2 von 8: Annahme zur Entscheidung
- Teil 3 von 8: Hürde Subsidiaritätsprinzip
- Teil 4 von 8: Eilantrag & Folgenabwägung
- Teil 5 von 8: Verfassungsrechtliche Bedenken
- Teil 6 von 8: Die epidemiologische Lage [dieser Text hier]
Teil 6 wird weiter aufgeteilt in:
- Teil 6.1: Die epidemiologischen Eigenschaften von SARS-CoV-2
[Link folgt] - Teil 6.2: Die Kreuzimmunität
- Teil 6.3: Die Letalität von COVID-19
- Teil 6.4: Der PCR-Test und die 7-Tages-Inzidenz
- Teil 6.5: Der Lockdown [Link folgt]
- Teil 6.6: Die Maskenpflicht
- Teil 7 von 8: Prognose-, Ermessens-, und Handlungsspielraum
[Link folgt] - Teil 8 von 8: Die Verfassungsbeschwerde
Ein Dashboard statt eines Artikels
Alle haben ein Dashboard, und trotzdem keiner den Durchblick, und die Politik macht ‘evidenzfrei’ ¹ was sie will, und genießt es endlich mal ohne die Einschränkungen durch das Grundgesetz zu regieren ² :
¹ Prof. Gerd Antes wörtlich im Interview vom 16.06. mit dem DLF
² Eine der Aussagen des Kommentars von Herbert Prantl vom 17.05. in der SZ
Die Rechtfertigung der Maskenpflicht
Es wird kaum gelingen, im Rahmen eines Gerichtsverfahrens, auch nicht bei einer Verfassungsbeschwerde, die Frage der Evidenz der Wirksamkeit des Maskentragens abschließend und zufriedenstellend zu klären. Dafür ist die Studienlage viel zu widersprüchlich.
Ein Beispiel: relativ häufig zitiert wird z.B. die Studie aus Jena (06/20), die widerum von einer Arbeit aus der Krankenhaushygiene (09/20) widerlegt wird. These und Antithese, und vor Gericht wird daraus der Ermessensspielraum des Verordnungsgebers.
Darum geht es aber auch gar nicht! Will der Gesetzgeber oder die Exekutive Grundrecht einschränken, ist sie in der Rechtfertigungspflicht! Und die Anforderungen an die Rechtfertigung werden um so höher je tiefgreifender und langandauernder die Einschränkungen sind.
Die Mutationen
Die Politik hat die Mutationen entdeckt. Szenario: wir nähern uns zwar (von oben kommend) der 7-Tages-Inzidenz von 50 und 35, aber es wird alles viel schlimmer werden!
Modellrechnung:
Wirklichkeit:
Die Zahlen gehen überall, und auch in den Ländern aus denen die Mutationen stammen, zurück:
Corona im März
Corona im April
Lauterbach entdeckt die Rolle seines Lebens:
Ganz ehrlich? Ein schwarzes Loch wär mir lieber… Warum? Deshalb:
Er erzählt das ganze Jahr nahezu widerspruchsfrei Gruselgeschichten:
Quellen — Links: Ausschnitt Screenshot Youtube aus Lanz (bei 3:27 min) vom 16.04. / Mitte und rechts: Ausschnitt und Screenshot aus dem Artikel ‘Missing Deaths’ der New York Times vom 08.07.
Mai bis November spar ich mir jetzt
Corona im Dezember
Die zweite Welle der Pandemie auf intensivregister.de:
Dem stelle ich mein eigenes Dashboard entgegen:
Eine Sammlung von Diagrammen, die ich für die Verfassungsbeschwerde bereits vorbereitet habe, die aber in den Artikeln bislang noch nicht, oder nur teilweise auftauchen. (Ganz unten fehlt noch eine)
— Aktualisierungen unregelmäßig, aber in jedem Fall vor der Erhebung der Verfassungsbeschwerde — erste Updates vom 18.01.21, neuestes vom 06.02.21
Die epidemiologischen Eigenschaften von Corona
Die Übersterblichkeit
Destatis zur Übersterblichkeit in Deutschland, nun das gesamte Jahr 2020:
Die obige Grafik nochmal, diesmal ganzjährig kumulierte Zahlen:
Jetzt nur die Abweichung von 2020 zu 2016-19, in kumulierten Zahlen:
Gleicher Maßstab auf der X-Achse wie vorher, d.h. Höhenausschläge sind identisch mit dem 2.Diagramm! Um ganz genau zu sein: die hellblauen Bereiche waren geringfügig zu hoch und zu niedrig (da nicht alle Maximal-Werte in einem Jahr liegen und ebenso nicht alle Minmal-Werte in einem anderen). Der tatsächliche max. Jahreswert der letzten Jahre ist 954.874¹ statt 994.000 aus den Zahlen von Destatis. Diesen Fehler von knapp 4% habe ich über alle Wochenwerte hinweg gleichmäßig bereinigt. Der zu erwartende ‘Normalwert für 2020’ liegt bei 957.006 Verstorbenen (bei einer statistischen Bandbreite bis 967.150). Gestorben sind 972.155.
[UPDATE 30.01.21]: Ich wurde auf den 29. Februar hingewiesen:
Die Übersterblichkeit in 2020 liegt somit bei (5.005-2.600=) 2400 bis (15.149–2.600=) 12.500 Verstorbenen. Das sind 0,24% bis 1,29% aller in 2020 Verstorbenen und 6,8% bis 35,3% der lt. Statistik 35.415 ‘an und mit Corona verstorbenen’ Menschen. [ENDE UPDATE]
¹ Genaue Erläuterung und Berechnung hierzu von Prof. Dr. Thomas Rießinger auf reitschuster.de. Das die zu erwartenden Jahres-Werte nicht konstant sind, liegt an der Alterspyramide der deutschen Bevölkerung.
Hier die Entwicklung der letzten gut zehn Jahre: 2020 war normal.
Die Überlastung des Gesundheitswesens
DIVI Intensivregister zur Belegung der Intensivbetten in Deutschland:
Größenskalenverhältnis im Bezug zum mittleren Diagramm: d.h. Mitte: 100% // Links: 770% // Rechts: 200%
Zwei der obigen Diagramme nochmal, jetzt maßstäblich korrekt zusammengefügt:
Weitere Erkenntnisse: die Auslastung über das Jahr liegt konstant bei gut 20.000 belegten Betten, die von der Deutschen Krankenhausgesellschaft empfohlene Reserve war immer gegeben, es gibt darüber hinaus sogar eine Notfallreserve von weiteren gut 10.000 Betten. Der medial beklagte Rückgang der freien Betten [senkrechte Höhe der hellblauen Fläche] von Mitte Oktober bis Weihnachten geht zu 75% auf Kapazitätsabbau (hellblaue Fläche wird von oben kleiner) und zu 25% auf Mehrbelegung (hellblaue Fläche wird von unten kleiner) zurück. (Das die Kurven belegte und freie Betten links in der Grafik steil ansteigen, liegt daran, daß das Melderegister im März erst begonnen wurde. Die dort ‘fehlende’ hellblaue Fläche liegt an der Überlagerung der Grafiken)
Die Kreuzimmunität
Das Un-(erwähnteste) Wort des Jahres, die Nicht-Nachricht des Jahres:
Mittelwert 46,0%.
Eigenes Diagramm aus zehn untersuchten Studien aus ‘Das Ende der ‘Pandemie’.
Alle Quellen, Details, Zusammenfassungen, sowie Übersetzungen und Zitate hier.
Die Letalität von COVID-19
Veröffentlichte Sterberaten einiger wichtiger Institutionen weltweit:
Besonderheit 46.KW: am 03.11. wurde aufgrund eines Rückstaus an Laboranalysen im sechstelligen (!) Bereich die Teststrategie in Deutschland geändert. Siehe Zitat RKI oben in dem Diagramm. Weil die Zählweise aufgrund der Überlastung der Labore geändert wird, steigt die Sterblichkeit des Virus wieder???
Der PCR-Test und die 7-Tages-Inzidenz
Hier geht es ans Eingemachte. Quarantäne und Grundrechte:
Der PCR-Test und seine Aussagekraft
Die Berechnung der Wahrscheinlichkeit, mit der die Aussage des PCR-Test — bei 4 verschiedenen Testgenauigkeiten (senkrechte Skala) — und in Abhängigkeit der Verbreitung des Virus (waagrechte Skala)! — richtig ist.
Das RKI nennt Bereiche von ‘wünschenswerten’ und ‘akzeptablen’ Werten für den positiv prädikativen Wert [hellblau und blau]. Der Ringversuch von Instand e.V. zur Validierung ergab Werte [grün] dazwischen, ein Artikel des Netzwerks Evidenzbasierte Medizin, kommt auf niedrigere Werte [rot]. Eigenes Diagramm aus Angaben des RKI und den EBM-Netzwerks.
Die Kurven geben im Ergebnis die Wahrscheinlichkeit [in % auf der linken Skala] an, mit der das Ergebnis des PCR-Test richtig ist. In Abhängigkeit von der Verbreitung des Virus in Deutschland (untere Skala von 0% bis 15% [=bisheriger Höchstwert in Heinsberg] ), die allgemein mit Werten zwischen 1,2% und 3% (senkrechte blaue Linien) geschätzt wird. .
Beispiel: 3% Prävalenz (rechte blaue Linie), PCR-Test Genauigkeit wie Ringversuch. Ergebnis: 68%, also knapp 2/3 — die Aussage des Tests, die Quarantäneanordnung, die Kontaktnachverfolgungen, die Quarantäne für Kontaktpersonen sind mit 2/3 Wahrscheinlichkeit korrekt, mit 1/3 Wahrscheinlichkeit aber nicht!
Es kommt aber leider noch haariger: Eine Studie der Universität Oxford vom September kommt zu dem Ergebnis, daß zu hohe CT-Werte zu völlig unbrauchbaren Ergebnissen führen:
Mein Diagramm von oben mit vier Szenarien ergänzt um die stark fallenden Werte aus der Studie ergibt dieses Bild:
Und hier noch das größte ungeklärte mathematische Problem des neuen Jahrzehnts:
Die 7-Tages-Inzidenz und ihre Inflation
Am 28.10.20 hat Prof. Dr. Werner Bergholz als geladener Einzelsachverständiger vor dem Deutschen Bundestag eine Stellungnahme [PDF] abgegeben. Darin heißt es u.a.:
“Die Kennzahl „Fälle in den letzten 7 Tagen pro 100.000 Einwohner“ ist keine valide Messgröße, sondern eine Zahl, die direkt von der Anzahl der Testungen abhängt. [… Dieses Messverfahren resultiert in] gravierender Fehlsteuerung mit vermeidbaren Kollateralschäden. [… Die Teststrategie entspricht] in keiner Weise den Qualitätsanforderungen der Technik oder dem Stand der Wissenschaft. […] Eine elementare Regel bei Messung auf der Basis einer Stichprobe ist, dass der festgestellte Zahlenwert nicht von der Größe der Stichprobe abhängen darf.”
Klingt nicht gut, aber fast zu abstrakt, um deutlich zu sein.
In Diagrammen ausgedrückt:
Die offizielle 7-Tages-Inzidenz und der Grenzwert von 50 im Zeitverlauf:
Quellen: https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Daten/Testzahlen-gesamt.xlsx?__blob=publicationFile
und https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Daten/Altersverteilung.xlsx?__blob=publicationFile
Aussage des Diagramms: seit Herbst (41.KW) haben wir wieder viel zu hohe Inzidenzzahlen in Deutschland!
Die offizielle 7-Tages-Inzidenz und der — in Abhängigkeit von der Testmenge korrigierte — richtige Grenzwert:
Eigenes Diagramm aus Daten des RKI / Zeitraum 11.KW 2020 bis Ende Datenverfügbarkeit 5.KW 2021. Quellen wie oben.
Aussage: seit Einführung der 7-Tages-Inzidenz liegen die Inzidenzzahlen — trotz des Anstiegs am Jahresende — nahezu immer unter dem Grenzwert. Die letzte Woche des Jahres ist ein statistischer Ausreißer durch massiv weniger Tests.
Die richtige — um die Testmenge korrigierte — 7-Tages-Inzidenz im Verhältnis zum nominalen Grenzwert:
Eigenes Diagramm aus Daten des RKI / Zeitraum 11.KW 2020 bis Ende Datenverfügbarkeit 5.KW 2021. Quellen wie oben.
Dieselbe Aussage wie vorher: Die offizielle Darstellung müsste korrekt so aussehen, und nicht wie das erste Diagramm!
Die 7-Tages-Inzidenz in Deutschland liegt bei den Bedingungen zu Ermittlung des Wertes, die bei Einführung des Wertes im Mai 2020 gegeben waren, derzeit (5.KW 2021) bei 25,7!
Unglaublich!
Sicherheitshalber noch eine Verdeutlichung dass der “festgestellte Zahlenwert von der Größe der Stichprobe abhängt”:
Und eine Verdeutlichung dass der festzustellende Inzidenzwert vom Anteil der positiven Testergebnisse abhängt:
Der Lockdown
Ein paar Diagramme, die zeigen, daß nicht nur keine Kausalität zwischen den Maßnahmen und der Schwere der Epidemie besteht, sondern nicht einmal eine Korrelation.
Das Land mit den laxesten Maßnahmen hat die wenigsten Todesfälle:
Die Korrelation zu den Jahreszeiten ist eindeutiger als zu den Maßnahmen.
Quelle für beide Diagramme https://ourworldindata.org/coronavirus, ohne genauen Link, die Diagramme werden nach Auswahl Thema und Land/Länder erstellt.
“Die Lockdown wird durchgeführt um das Gesundheitssystem vor Überlastung zu schützen”: [siehe oben, Punkt ‘Gesundheitswesen’]
“Die Lockdown wird durchgeführt die Risikogruppen zu schützen”:
Ergebnis: Die Maßnahmen schützen die Alten und Kranken nicht! Mehr dazu in Teil 6.5 - Der Lockdown.
Die Maskenpflicht
“Die Maskenpflicht wurde erlassen, um die Ausbreitung des Virus zu verhindern”:
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Kontakt
Wer Antworten weiß auf (hier ausnahmsweise keine) OFFENEN FRAGEN, wer Fehler entdeckt oder vermutet, wer weitere Argumente weiß oder wichtige Quellen kennt, darf — nein: soll! — sich gerne bei mir melden! Auch RAe sind gern gesehen!
Anfragen nach Quellen (die Quellenverlinkung ist in jedem Fall in meinen Artikeln vorhanden, ich habe sie nur hier nicht alle nochmal rausgesucht), den Bildern und auch den Excel-Dateien ebenfalls an:
Telefon: 03212–4882283
Email: klage-gegen-corona[@]email.de
HINWEIS (auch an die Trolle): natürlich bin ich da nicht direkt erreichbar! Die Nummer klingelt wonirgends, sie nimmt nur Sprachnachrichten entgegen. Diese und die Mails werde ich regelmäßig (vorsichtshalber mit dem Finger auf der Löschtaste) abrufen und mich zurückmelden.